7.15. Raus aus der S-Bahn. Der große Pulk der Pendler schiebt mich Richtung Treppe und Ausgang. Natürlich ist der Aufzug, mit dem man elegant der Masse ein Schnippchen schlagen kann in Reparatur, Wartung oder in einem anderen no go-Zustand. Also schieben und schieben lassen. Wie komme ich bloß unbeschadet über die Myliusstraße? Aus dem ZOB preschen gleich 5 pünktlichkeitshungrige Mörderbusse hervor, gewillt, alles nieder zu mähen, was nicht bei 3 auf den Gehwegen ist. Bahn frei. Vesper bei Trölsch? Heute nicht. Schnell die schiefe Bahn genommen und über den Parkhausdeckel . Am Metallsteg, unter den Glycinien scharen sich ein halbes Dutzend meiner KollegInnen , die sich für die nächsten 2 Schulstunden bis zur großen Pause mit Nikotin versorgen. Die Zeiten der Raucherlehrerzimmer sind ja sowas von vorbei. Stehenbleiben und mich klatschmäßig auf den neuesten Stand bringen? Heute nicht, das Bistro lockt und der Kaffee aber vor allem noch ein Schwätzchen mit Kollegen . Um das Möriketürmchen kreisen Scharen von Saatkrähen. Gut so, dass sie noch nicht in den Platanen sitzen und Guano regnen lassen. Treppe hoch. Ah das Bistro. Der Koffeinspeicher wohl gefüllt, pünktlich vor die Klasse.
12.50 pünktlich Schluss gemacht, der gröbste Dreck ist eingesammelt, die Stühle auf den Tischen, und jetzt die Trödlerinnen. Wie kann man nur so lange brauchen um ein Biobuch und ein Bioheft einzupacken. Na also, geht doch. Im Laufschritt durch die Flure. Hoffentlich hält mich jetzt niemand auf. Toilette oder nicht Toilettengang, das ist jetzt die Frage.
Raus, über den Lehrerparkplatz und da ist sie – unverkennbar: Ludwigsburger Kaffeeröstgeruch die berühmte Geruchsglocke, die immer mal wieder über Ludwigsburg hängt. Rasch über die Solitudestraße, danke für`s Rüberlassen. Nett. Unter den Glycinien und den Treppen des Ärztehauses keine Kollegen, dafür viele die Mittagspause machen, aus den umliegenden Büros und Arztpraxen.
Weiter, nach 6 Schulstunden ist die Schräge hinterm Trösch so richtig steil, wo ist der Schwung geblieben? Über die Myliustraße, was sagt die Bahnhofsuhr? Noch eine Minute, das könnte reichen. Treppe runter, Treppe hoch immer nach links, Bahnsteig 4. Ha! die nette Kollegin steht auch schon da. Also noch 6 Minuten schwätzen in der Bahn, die eben einfährt.
Gabriele Scheiffele
6000 Kilometer, 40°C Temperatur Unterschied und 4,5 Stunden Zeitverschiebung sind zwischen mir und meine geliebte Ludwigsburg. Ich bin zurzeit in meiner Heimat und genieße freundliche Wärme, köstliches ayurvedisches Essen, schönes Chaos, ohne Handy und Medien. Aber ich vermisse einiges aus meiner Wahlheimat. Da tut es gut einen Kilometer lang virtuell mit zu laufen. Ich kenne und genoss jeden Schritt dieses Weges. Danke fürs mitnehmen. Schön rasch geschrieben musste schnell lesen 😉